Glaube

Du darfst nicht warten, bis Gott zu dir geht
und sagt: Ich bin.
     Ein Gott, der seine Stärke eingesteht,
hat keinen Sinn.
     Da musst du wissen, dass dich Gott durchweht
seit Anbeginn,
     und wenn dein Herz dir glüht und nichts verrät,
dann schafft er drin.

Ballade des Harfners

Was hör' ich draußen vor dem Thor,
Was auf der Brücke schallen?
Laßt den Gesang zu unserm Ohr
Im Saale wiederhallen!
Der König sprach's, der Page lief,
Der Knabe kam, der König rief:
Bring' ihn herein den Alten.

Gegrüßet seyd ihr hohen Herrn,
Gegrüßt ihr, schöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit
Schließt, Augen, euch, hier ist nicht Zeit
Sich staunend zu ergetzen.

Kennst du das Land

Kennst du das Land? wo die Citronen blühn,
Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, 
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
                  Dahin! Dahin
Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.

Schneeglöckchen

Die Sonne sah die Erde an,
Es ging ein milder Wind,
Und plötzlich stand Schneeglöckchen da,
Das fremde blasse Kind.

Und plötzlich brach mit Pomp und Braus
Der alte Winter auf,
Die Wolken eilten pfeilgeschwind
Zum dunklen Nord hinauf.

Eisscholle lief, Schneeflocke schmolz,
Die Stürme heulten drein,
Schneeglöckchen stand gesenkten Haupts
In dem Gewühl allein.

Nachtlied

Über allen Gipfeln
Ist Ruh',
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

An meinem Herzen

An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!

Das Glück ist die Liebe, die Lieb' ist das Glück,
Ich hab' es gesagt und nehm's nicht zurück.

Hab' überglücklich mich geschätzt
Bin überglücklich aber jetzt.

Nur die da säugt, nur die da liebt
Das Kind, dem sie die Nahrung giebt;

Nur eine Mutter weiß allein,
Was lieben heißt und glücklich sein.

O, wie bedaur' ich doch den Mann,
Der Mutterglück nicht fühlen kann!

Süsser Freund, du blickest

Süßer Freund, du blickest
 Mich verwundert an,
Kannst es nicht begreifen,
 Wie ich weinen kann;
Laß der feuchten Perlen
 Ungewohnte Zier
Freudenhell erzittern
 In den Wimpern mir.

Wie so bang mein Busen,
 Wie so wonnevoll!
Wüßt' ich nur mit Worten,
 Wie ich's sagen soll;
Komm und birg dein Antlitz
 Hier an meiner Brust,
Will in's Ohr dir flüstern
 Alle meine Lust.

Helft mir, ihr Schwestern

Helft mir, ihr Schwestern, 
Freundlich mich schmücken,
Dient der Glücklichen heute mir.
Windet geschäftig
Mir um die Stirne
Noch der blühenden Myrte Zier.

Als ich befriedigt,
Freudigen Herzens,
Dem Geliebten im Arme lag,
Immer noch rief er,
Sehnsucht im Herzen,
Ungeduldig den heut'gen Tag.

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