Eh' die Sonne früh aufersteht,
Wenn aus dem dampfenden Meer
Herauf und herunter das Morgenroth weht,
Voranfährt mit dem leuchtenden Speer -
Flattern Vöglein dahin und daher,
Singen fröhlich die Kreuz und die Quer,
Ein Lied, ein jubelndes Lied.
Was freut, ihr Vöglein, euch allzumal
So herzig im wärmenden Sonnenstrahl?
»Wir freu'n uns, daß wir leben und sind,
Und daß wir luft'ge Gesellen sind.
Nach löblichem Brauch
Durchflattern wir fröhlich den Strauch;
Umweht vom lieblichen Morgenwind
Ergetzet die Sonne sich auch.«
Was sitzt ihr Vöglein stumm und geduckt
Am Dach im mosigen Nest? -
»Wir sitzen, weil uns die Sonn' nicht beguckt;
Schon hat sie die Nacht in die Wellen geduckt:
Der Mond allein,
Der liebliche Schein,
Der Sonne lieblicher Widerschein,
Uns in der Dunkelheit nicht verläßt -
Darob wir im Stillen uns freu'n.«
O Jugend, kühlige Morgenzeit!
Wo wir, die Herzen geöffnet und weit,
Mit raschem und erwachendem Sinn
Der Lebens-Frische uns erfreut,
Wohl flohst du dahin! - dahin! -
Wir Alten sitzen geduckt im Nest! -
Allein der liebliche Widerschein
Der Jugendzeit,
Wo wir im Frühroth uns erfreut,
Uns auch im Alter nicht verläßt -
Die stille, sinnige Fröhlichkeit! -