Intermezzo

Dein Bildnis wunderselig
Hab ich im Herzensgrund,
Das sieht so frisch und fröhlich
Mich an zu jeder Stund'.

Mein Herz still in sich singet
Ein altes schönes Lied,
Das in die Luft sich schwinget
Und zu dir eilig zieht.

Waldesgespräch

Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Was reitst du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!

"Groß ist der Männer Trug und List,
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin."

So reich geschmückt ist Roß und Weib,
So wunderschön der junge Leib,
Jetzt kenn ich dich - Gott steh mir bei!
Du bist die Hexe Lorelei. -

In der Fremde

Aus der Heimat hinter den Blitzen rot
Da kommen die Wolken her,
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt mich dort keiner mehr.

Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch, und über mir
Rauschet die schöne Waldeinsamkeit,
Und keiner mehr kennt mich auch hier.

Geheimniss

Sag an, wer lehrt dich Lieder,
So schmeichelnd und so zart?
Sie zaubern einen Himmel
Aus trüber Gegenwart.
Erst lag das Land, verschleyert,
Im Nebel vor uns da -
Du singst - und Sonnen leuchten,
Und Frühling ist uns nah.

Am Strome

Ist mir's doch, als sey mein Leben
An den schönen Strom gebunden.
Hab' ich Frohes nicht am Ufer,
Und Betrübtes hier empfunden?

Ja du gleichest meiner Seele;
Manchmahl grün, und glatt gestaltet,
Und zu Zeiten - herrschen Winde -
Schäumend, unruhvoll, gefaltet.

Fließest fort zum fernen Meere,
Darfst allda nicht heimisch werden.
Mich drängt's auch in mildre Lande -
Finde nicht das Glück auf Erden.

Erlafsee

Mir ist so wohl, so weh
Am stillen Erlafsee.
Heilig Schweigen
In Fichtenzweigen.
Regungslos
Der dunkle Schooß;
Nur der Wolken Schatten flieh'n
Überm glatten Spiegel hin.

Feenbild, was willst du mir,
So umschwebst du mich auch hier?
Weiche aus dem Land der Hirten.
Hier gedeihen keine Myrthen;
Schilfgras nur und Tannenwucht
Kränzen diese stille Bucht.

Sehnsucht

Der Lerche wolkennahe Lieder
Erschmettern zu des Winters Flucht.
Die Erde hüllt in Sammt die Glieder,
Und Blüthen bilden rothe Frucht.
Nur du, o sturmbewegte Seele,
Bist blüthenlos, in dich gekehrt,
Und wirst in goldner Frühlingshelle
Von tiefer Sehnsucht aufgezehrt.

Der Jüngling auf dem Hügel

Ein Jüngling auf dem Hügel
Mit seinem Kummer saß,
Wohl ward der Augen Spiegel
Ihm trüb' und tränennaß.

Sah frohe Lämmer spielen
Am grünen Felsenhang,
Sah frohe Bächlein quillen
Das bunte Tal entlang;

Die Schmetterlinge sogen
Am roten Blütenmund,
Wie Morgenträume flogen
Die Wolken in dem Rund;

Und alles war so munter,
Und alles schwamm in Glück,
Nur in sein Herz hinunter
Sah nicht der Freude Blick.

Der Tod und das Mädchen

Das Mädchen

Vorüber! Ach, vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.

Der Tod

Gib deine Hand, Du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sey gutes Muths! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

Der Flug der Zeit

Es floh die Zeit im Wirbelfluge
Und trug des Lebens Plan mit sich.
Wohl stürmisch war es auf dem Zuge,
Beschwerlich oft und widerlich.
So ging es fort durch alle Zonen,
Durch Kinderjahre, Jugendglück,
Durch Thäler, wo die Freuden wohnen,
Die sinnend sucht der Sehnsucht Blick.
Bis an der Freundschaft lichtem Hügel
Die Zeit nun sanfter, stiller flog,
Und endlich da die raschen Flügel
In süßer Ruh zusammenbog.

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